American Football: Im ersten Heimspiel nach langer Rußheide-Abstinenz feiern die Bielefelder mit ihren Fans ein spannendes 35:34. Warum es ein verrücktes Spiel war,
Bielefeld. Natürlich sitzt niemand mehr in diesen letzten fünf Sekunden des Spiels auf seinem Platz. Einige Fans halten sich die Hände vor das Gesicht, scheinen zu schwanken, ob sie lieber weg- oder hinsehen sollen. Die Bulldogs führen im Heimspiel gegen die Bonn Gamecocks mit 35:34. Aber der Gegner hat den Ball. Etwa zehn Yards vor der Bielefelder Endzone.
Mit einem Fieldgoal hätten die Gäste den Sieg in der Tasche, und die tolle Aufholjagd der Bulldogs wäre am Ende doch vergebens gewesen. Der Bonner Kicker schießt, und für einen Augenblick ist es still. Dann zeigen die Schiedsrichter an: Der Ball ist vorbei gegangen. Um wenige Zentimeter. Auf der Tribüne reißen mehr als 600 Zuschauer ihre Arme hoch, die Spieler der Bulldogs rennen auf den Platz und feiern ihren ersten Saisonsieg.
Welch ein spektakuläres Happy-End nach 736 Tagen ohne Heimauftritt in der Bulldogs-Arena auf der Rußheide. „Das war ein verrücktes Spiel. Mehr Aufregung geht nicht“, sagte Bert Smith, im Trainer-Duo der Bulldogs an der Seite von Felix Gorny für die Defense zuständig. Notdürftig getrocknet nach einer Wassereimer-Dusche durch seine Spieler ist Gorny auch 20 Minuten nach Spielende noch ganz im Trainer-Modus. „Ich könnte noch Stunden über das Spiel reden.“ Was er von seiner Mannschaft gern mitgenommen wissen möchte ist: „In einigen Situationen sollten wir konzentrierter sein. Es gab Sachen, die sehr gut geklappt haben, aber wir müssen konstanter werden.“
Dies spiegelte die erste Halbzeit. Die Bulldogs führten durch Touchdowns von TJ Richardson und Felix Blissenbach zunächst 6:0 und 13:7. Doch die Bonner ließen sich nicht abschütteln, nutzten Fehler der Bulldogs und zogen nach einem abgefangenen Pass auf 13:20, später auf 13:28 (Halbzeitstand) davon. „Wir haben gut angefangen. Dann setzte sich das Gefühl fest: Wir wissen, was wir machen müssen, und dann haben wir aufgehört, aufzupassen“, lautete die Analyse von Felix Gorny.
Nach der Pause zurück in der Erfolgsspur
„Fehler entscheiden das Spiel. Aber die Jungs kommen in der zweiten Halbzeit“, meinte Vorstandsmitglied Heiko Schreiber zur Pause. In dieser schafften es die Coaches, ihre Mannschaft wieder zurück in die Erfolgsspur zu bringen. Zwei Touchdowns von Max Nolte sowie zwei erfolgreich gespielte Two-Point-Conversions führten die Bulldogs auf 27:28 heran. Die Gastgeber hatten in dieser Phase sprichwörtlich einen Lauf.
TJ Richardson fing einen Pass ab und trug den Ball über geschätzte 90 Yards in die Bonner Endzone: Touchdown plus erfolgreiche Two-Point-Conversion bedeuteten eine 35:28-Führung. Die Bonner blieben jedoch hartnäckig und länger als es den Bulldogs lieb war in Ballbesitz. Sie schaffen per Touchdown sogar noch den Anschluss zum 35:34. Den Ausgleich verhinderten die Bulldogs, durch einen erfolgreichen Block des Extrapunkts. Unkonzentriertheiten und Strafen führten dann zu den turbulenten Schlusssekunden, die für die Bulldogs glücklich endeten.
»Das war ein Sieg des ganzen Teams«
„Wir haben Fortschritte gemacht, aber es gibt noch einiges zu tun“, meinte Bert Smith. Felix Gorny sah es ähnlich und erwähnte gute Aktionen von Felix Blissenbach, David Terentschenko, Lukas Schwensok, Moritz Gotzmann und TJ Richardson, der zum wertvollsten Spieler der Partie gekürt wurde.
„Die Entwicklung stimmt mich positiv. Das war ein Sieg des ganzen Teams. Ich hoffe, wir machen es am nächsten Samstag bei den Gelsenkirchen Devils nicht so spannend“, meinte Gorny. Der eine oder andere Bulldog-Fan wäre über eine weniger aufregende Schlussphase sicher auch dankbar.
Quelle: Neue Westfälische
Author: Peter Burkamp