Zehn aufeinanderfolgende Meisterschaftsspiele lang war das Bulldogs-Senior-Team siegreich, nun musste es doch wieder einmal eine Niederlage quittieren: Im Stadion „Am Hallo“ gab es ein „Hallo-wach“ – vielleicht einen Weckruf zur richtigen Zeit? Die Assindia Cardinals bestätigten ihre Leistungssteigerung aus der Vorwoche und kamen zu einem 35:24-Erfolg über den bis dahin souveränen Tabellenführer, der dennoch diese Position dank des gewonnenen Hinspiels in das Finale gegen die Minden Wolves am kommenden Samstag mitnimmt.
Die Essener hatten im Weserstadion die letzten drei Viertel mit insgesamt 21:3 gewonnen und mussten die Punkte trotzdem den Wölfen überlassen, weil sie das erste Viertel total verschlafen hatten und mit 0:28 unter die Räder gekommen waren. Diesmal machten sie es besser: Die Bulldogs-Führungen durch Andreas Schilling (Passerhalt kurz vor der Endzone) nach vier Minuten und QB Malik Brown (23-Yards-Lauf) 39 Sekunden vor Ende des ersten Quarters glichen sie jeweils postwendend aus, erst durch einen 5-Yards-Pass auf Christopher Mielke, dann durch einen QB-Keep von der 3-Yard-Linie.
Überhaupt war deutlich zu erkennen, dass die Verpflichtung von Quarterback Matthew Struck einen großen Anteil an der Cardinals-Leistungsexplosion nach der Ferienpause hat. Insbesondere seine Verbindung mit Receiver Michiah Quick brachte immer wieder große Raumgewinne. Quick war ein wahres Stehaufmännchen. Dreimal wurde er mit Sprunggelenksproblemen vom Feld geführt und auf der Physio-Bank behandelt, immer kehrte er zurück und lief seine Routen wieder, als sei nichts gewesen. Die drei Essener Touchdowns in der zweiten Halbzeit gingen auf sein Konto.
Doch im zweiten Viertel schien alles zugunsten der Bulldogs zu laufen. Zwar konnte zunächst nur ein Fieldgoal von Andreas Schilling, der auch alle Extrapunkt-Kicks gewohnt sicher verwandelte, erreicht werden, aber nach einem Stopp des nächsten Cardinals-Drives wurde die Führung 39 Sekunden vor der Halbzeitpause durch einen 10-Yards-Run von Malik Brown auf beruhigende 24:14 ausgebaut. Vielleicht war dieser Fakt ein Auslöser für die Niederlage. Denn in der zweiten Hälfte gerieten die zuvor gut funktionierenden Mannschaftsteile mehr und mehr unter Druck. Einige neu ins Senior-Team gekommene Nachwuchsspieler wurden eingebaut, und da gab es offenbar noch Abstimmungsprobleme. Auch das Fehlen der Receiver Vinzenz Wiemer und Daniel Lamm machte sich bemerkbar.
Malik Brown sah sich immer öfter in Bedrängnis und kassierte mehrere Sacks, dreimal musste der Ball durch Punt abgegeben werden. Einer dieser Befreiungs-Kicks war relativ kurz und landete genau bei Michiah Quick, der im dritten Viertel bereits einen Pass aus 38 Yards Entfernung zum 21:24-Anschluss gefangen hatte und nun, eine Minute nach dem letzten Seitenwechsel, die Einladung dankend annahm und den Ball über 75 Yards in die Endzone returnierte. Damit führten die Hausherren erstmals. Da unser Team nichts mehr entgegenzusetzen hatte, konnten die Cardinals Mitte des Schlussviertels gleich noch einmal nachlegen, wieder durch einen langen Pass auf Quick. Auch bei ihnen blieb der Kicker, der Ire Darren Quinn, fehlerfrei. Damit war die Partie entschieden.
Auch wenn die Stimmung auf der Rückfahrt gedämpft war, hat dieser Punktverlust letztlich keinen Einfluss auf die Meisterschafts-Entscheidung. Die Mindener gewannen ihr Heimspiel am Sonntag gegen Münster Phoenix vor 1.700 Zuschauern zwar nur knapp mit 45:40, aber nun stehen beide Ostwestfalen-Teams punktgleich an der Spitze. Und da es auch beim „Showdown“ kein Unentschieden geben kann, ist es klar, dass das Spiel am kommenden Samstag (Kickoff 18 Uhr auf der Rußheide) „nur“ in irgendeiner Form gewonnen werden muss, um sich den NRW-Meistertitel zu sichern – und dadurch eine Chance auf den Wiederaufstieg in die GFL2 zu haben.
Übrigens ist inzwischen offenbar entschieden worden, dass nach dem Verzicht des Meisters der RL Ost, der Berlin Adler, auf die Teilnahme an der Aufstiegsrunde der West-Meister nicht nur ein Heimspiel (am 27. September) haben wird, sondern zuvor, wahrscheinlich am 14.9., den relativ kurzen Weg zu einem Hinspiel bei den Hannover Grizzlies antreten muss! Das ist natürlich nur fair, denn so haben auch die Niedersachsen, wie ursprünglich vorgesehen, ein Heimspiel.
Aber zunächst gilt es für den gesamten 1. AFC Bielefeld Bulldogs, den Homecoming-Day erfolgreich zu gestalten. Dabei ist nicht nur die Mannschaft auf dem Feld gefragt, sondern auch das Organisations- und Helfer-Team, das einen großen Zuschauer-Andrang erwartet und hofft, dass trotz vermutlich 1.000 Gäste-Fans Grün die dominierende Farbe im Stadion sein wird – weil sich entsprechend mehr Bielefelder aufraffen, ihr Team zu unterstützen. Damit am Eingang alles reibungslos verläuft, wird noch einmal dringend gebeten, den Online-Ticketverkauf zu nutzen!
(RLu)